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Psychosoziale Betreuung

Wie kaum eine andere Tumorerkrankung hat die Diagnose Brustkrebs große Bedeutung für die körperliche, seelische und geistige Integrität der betroffenen Frauen.

Das Gefühl der Unverwundbarkeit und der „ganz normalen“ Gesundheit wird durch die Diagnose erschüttert. Die mit äußerlich sichtbaren Veränderungen einhergehende Operation ruft zudem oft das Gefühl hervor, nicht mehr attraktiv zu sein und sich nicht mehr als „vollständige“ Frau zu fühlen.

Störungen der Partnerschaft und der Sexualität sind häufig und somit leider noch eher die Regel als die Ausnahme. Die betroffene Frau ist meist aus einem Alltag voller Vitalität zur Patientin geworden und bedarf der fachlichen Unterstützung, insbesondere auch zur Verarbeitung der Diagnose.

Die Diagnose „Krebs“ betrifft aber nur selten einen einzelnen Menschen für sich ganz alleine. Denn meistens ändert sich das Leben von Familienangehörigen und Freunden ebenso, wie das der Patientin selbst. Ihre Unterstützung und Hilfe sind jetzt umso mehr gefragt. Aber auch sie müssen mit Belastungen fertig werden und brauchen oftmals selbst Hilfe. Besonders schwer zu verkraften kann die Situation für Kinder und Jugendliche sein, deren Mütter oder andere nahe Verwandte erkrankt sind.

Unterstützen und helfen: Was kann man für die Patientin tun?

Die richtigen Worte finden

Die Nachricht von der Erkrankung eines Familienmitglieds oder eines Freundes löst bei gesunden Menschen oft ein Gefühlschaos aus: Dazu gehört Angst vor dem, was kommen könnte, mehr oder weniger unbewusst auch eine gewisse Wut darüber, dass plötzlich alles anders ist, vielleicht sogar Schuldgefühle, selbst nicht betroffen zu sein – all das kann auftreten. Hinzu kommt nicht selten ein Gefühl von Hilflosigkeit: Man möchte nicht untätig bleiben, kämpft als Angehöriger oder Freund aber mit den eigenen Empfindungen und will die Patientin nicht auch noch damit belasten.

Zur Verunsicherung trägt bei, dass jeder Mensch anders auf die Diagnose Krebs reagiert. Was von der Patientin selber als sinnvolle Unterstützung erlebt wird, kann je nach Krankheitssituation und persönlicher Eigenart durchaus etwas ganz anderes sein als das, was sich Freunde oder Verwandte für sich selbst vorstellen. Dies kann auch Zündstoff für Konflikte bergen.

Die richtigen Worte in dieser Situation zu finden, richtig zu handeln und sinnvoll zu helfen, fällt entsprechend schwer. Ein Patentrezept gibt es nicht. Angehörige und Freunde müssen im Einzelfall immer wieder neu herausfinden, was im Moment sinnvoll ist und von der Patientin als Unterstützung gewünscht wird. Im Zweifelsfall hilft ein offenes Gespräch, die konkrete Frage, ob die zugedachte Hilfe willkommen ist, oder ganz einfach die Frage: Was kann ich für Dich tun?

Fördernde Verhaltensweisen

Es gibt jedoch einige Verhaltensweisen gegenüber Betroffene, die fast immer förderlich für die Krankheitsverarbeitung sind. Sie tragen dazu bei, dass die Krankheit nicht zum trennenden Hindernis in der Familie oder Freundschaft wird:

Trauen Sie sich, Ihre Anteilnahme zu zeigen, bieten Sie Zuwendung an: Ziehen Sie sich nicht aus Furcht, Sie könnten etwas Falsches tun, zurück.

Vermitteln Sie der Patientin das Gefühl, dass sie weiterhin als ein wichtiges Mitglied Ihrer Familie oder Ihres Freundeskreises geschätzt wird: Schließen Sie Betroffene nicht von Ihren Überlegungen oder Entscheidungen aus, um sie – vermeintlich – zu schonen, sondern beziehen Sie sie wie gewohnt mit ein.

Respektieren und erhalten Sie die Selbstbestimmtheit der Patientin soweit irgend möglich: Übernehmen Sie nicht überfürsorglich Aufgaben, die die Betroffenen selbst erledigen könnte und möchte. Handeln Sie nicht über ihren Kopf hinweg.

Krisen bewältigen

Der Umgang mit belastenden Situationen wird stark davon geprägt, wie Familienmitglieder und Freunde bisher miteinander umgegangen sind. Wo möglich, kann daher auf die Erfahrungen aus der früheren gemeinsamen Bewältigung von Krisen zurückgegriffen werden. Zuneigung und Zuwendung, Anteilnahme und Respekt lassen sich individuell und durchaus unterschiedlich zum Ausdruck bringen: in Gesprächen, aber auch mit kleinen Gesten und durch Aktivitäten.

Offene Gespräche bieten auch die besondere Chance, Belastendes wie Schönes miteinander zu teilen und dadurch eine stützende Nähe herzustellen.

Kräfte bewahren: Wie geht man mit der Belastung als Angehöriger oder Freund um?

Die Krebserkrankung eines Partners, eines Angehörigen oder engen Freundes hat immer auch Auswirkungen auf die ganze Familie oder die Beziehung in einer Freundschaft. Vor allem in Partnerschaften müssen häufig Aufgaben neu verteilt werden und dies oft unter großem Zeitdruck. Die gemeinsame Zukunftsplanung ist zumindest zeitweilig in Frage gestellt, nicht selten auch die finanzielle Grundlage. Dabei gilt alle Sorge zunächst der Patientin, die während und nach der Behandlung selbstverständlich im Mittelpunkt steht.

Bei Angehörigen kommt dadurch häufig das Gefühl auf, mit den eigenen Sorgen allein gelassen zu sein. Diese und andere Auswirkungen einer Krebserkrankung auf das Umfeld der Patientin sind seit einigen Jahren zunehmend auch Thema der psychoonkologischen und sozialmedizinischen Forschung geworden. Ärzte und Pflegende nehmen Belastungen von Angehörigen und engen Freunden heute dementsprechend eher wahr und gehen - im Rahmen ihrer Möglichkeiten - auch auf deren Bedürfnisse ein.

Obwohl die psychosoziale Betreuung der Patientinnen und ihrer Angehörigen als wesentlicher Bestandteil der Gesamttherapie anerkannt ist, gibt es noch immer viel zu wenig Angebote, insbesondere für die Partner und Kinder von Betroffenen. Das Kompetenzzentrum mamonova und sein Kooperationspartner movidanza bemühen sich, durch zusätzliche Projekte für Kinder der betroffenen Patientinnen im Großraum Köln, diese Lücke in der Gesamttherapie zu schließen.

Gerade weil Angehörige oder enge Freunde eine besondere Aufgabe in der Unterstützung der kranken Person haben, ist es wichtig für sie, die eigenen Kräfte nicht zu überschätzen:

Für Partner, Angehörige und Freunde gilt:

  • Achten Sie darauf, wie es Ihnen geht. Nehmen Sie eigene Bedürfnisse ernst!
  • Richten Sie sich Zeiten zum „Auftanken“ ein.
  • Nehmen Sie Hilfe an, suchen Sie für sich rechtzeitig Entlastung.
  • Lassen Sie dem Patienten seine Selbstbestimmtheit soweit wie möglich.

Dies alles schützt Sie selbst vor Überforderung.

 

Wie sag ich es meinem Kind

Kann man mit Kindern über die Erkrankung in der Familie sprechen?

Erkrankt ein Elternteil an Krebs, versuchen viele Paare zumindest zeitweilig, ihre Kinder vor der Wahrheit zu „schützen“. Dahinter steht der verständliche Wunsch, ihnen unangenehme Erlebnisse und Angst zu ersparen.

Selbst bei sehr kleinen Kindern sollten sich die Eltern jedoch nicht darauf verlassen, dass ihnen dies auch tatsächlich gelingt: Kinder spüren schon sehr früh, wenn sich im Zusammenleben etwas so Existenzielles, wie eine schwere Erkrankung ereignet. Bleiben sie dann im Unklaren oder werden mit Beschwichtigungen abgespeist, fühlen sie sich im Stich gelassen, verunsichert und verlieren das Vertrauen: Sie erleben eine Bedrohung, ohne eine Erklärung dafür zu haben. Gleichzeitig wird ihnen die Möglichkeit genommen, sich aktiv mit der veränderten Situation auseinanderzusetzen. Ist eine Heilung nicht möglich, können sie sich nicht von dem sterbenden Elternteil verabschieden.

Das Gespräch mit ihren Kindern müssen krebskranke Eltern oder ihre Partner jedoch nicht unvorbereitet führen. Es gibt für verschiedene Altersstufen hilfreiche Broschüren und Kinderbücher zu diesem Thema, die Kindern das Verständnis von Krankheit und die Auseinandersetzung mit dem Tod erleichtern können. Auch viele regionale Krebsberatungsstellen haben Erfahrung mit der Situation betroffener Familien und können weitere Anlaufstellen vor Ort nennen.

  • Informationen, Broschüren und Buchtipps, sowie Links zu weiteren Angeboten bietet insbesondere „Hilfe für Kinder krebskranker Eltern e.V.“ Der 1997 gegründete Verein möchte gezielt betroffene Kinder, Jugendliche und ihre erkrankten Eltern unterstützen und richtet sich aber auch an Verwandte, Erzieher, Lehrer und alle, die mit dieser Situation konfrontiert sind. Am Telefon und per Fax ist der Verein unter 069 – 677 24 504 erreichbar. Die Internet-Adresse lautet www.hilfe-fuer-kinder-krebskranker.de.
  • Der Krebs-Kompass e.V. bietet unter seinen Internet-Forenangeboten auch eines, das sich besonders an krebskranke Eltern richtet. Sie können sich unter www.krebs-kompass.org, Stichwort „spezielle Nutzergruppen“, über besondere Probleme und den Umgang mit ihren Kindern Rat einholen und mit anderen Betroffenen in ähnlichen Situationen austauschen.
  • Die Rexrodt von Fircks Stiftung beschäftigt sich seit Jahren mit dem Umgang gegenüber Kindern der Betroffenen und hat in Zusammenarbeit mit der Techniker Krankenkasse viele Broschüren zu diesem Thema herausgegeben.