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BRCA - Geringere Sterberate durch beidseitige Masteltomie?

Genetisch belastete Frauen mit Brustkrebs haben möglicherweise nach Entfernung beider Brüste statt nur einer Brust langfristig ein geringeres krebsbedingtes Sterberisiko. Diese Vermutung legt zumindest eine kanadische Studie nahe.

TORONTO. Genetisch belastete Frauen mit Brustkrebs im Frühstadium, denen beide Brüste entfernt werden, haben langfristig möglicherweise ein geringeres krebsbedingtes Sterberisiko als jene, denen nur eine Brust entfernt wird. Das lassen die Ergebnisse der ersten Studie dieser Art vermuten.

Frauen mit Mutationen in den Brustkrebsgenen BRCA1 oder BRCA2 haben ein deutlich erhöhtes Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Dieses Risiko liegt zwischen 60 und 70 Prozent. Der aktuellen S3-Leitlinie zum Mammakarzinom zufolge wird mit einem Empfehlungsgrad B (A bedeutet starke Empfehlung, O bedeutet Empfehlung offen) geraten, Frauen mit BRCA1- oder BRCA2-Genmutation eine bilaterale prophylaktische Mastektomie anzubieten.

In einer früheren Studie hatten Professor Kelly Metcalfe und ihre Kollegen vom Women's College Research Institute in Toronto beobachtet, dass eine bilaterale im Vergleich zu einer unilateralen Mastektomie das Risiko für Brustkrebs auf der kontralateralen Seite deutlich senkt.

Diese Risikoreduktion wirkt sich möglicherweise auf die brustkrebsspezifische Mortalität aus, wie sie in ihrer aktuellen Beobachtungsstudie festgestellt haben (BMJ 2014; 348: g226).

Ihre Vermutung stützen die unter anderem auf Krebs bei Frauen spezialisierten Gesundheitsforscher auf die Ergebnisse einer Analyse der Befunde von 390 Patientinnen mit Brustkrebs im Stadium I oder II. Insgesamt 181 Patientinnen hatten eine kontralaterale Mastektomie, 44 von ihnen als Initialtherapie. Das Follow-up betrug maximal 20 Jahre, im Median 14,3 Jahre, und zwar vom Zeitpunkt der Krebsdiagnose an in der Zeit zwischen 1975 und 2009.

Wenn die Entfernung der zweiten Brust erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt, so liegen den Erfahrungen von Metcalfe und ihren Kollegen zufolge zwischen erster und zweiter Op. im Mittel 5,7 Jahre. Von 336 Frauen (86 Prozent) lag ein positiver Gentest vor, von den übrigen 54 Frauen dagegen nicht. Sie hatten aber BRCA-positive Familienangehörige. Sie seien deshalb vermutlich Träger eines der Brustkrebsgene, so die Forscher.

Betrachteten die Wissenschaftler die gesamten zwei Dekaden, war die Entfernung beider Brüste mit einer Reduktion des Sterberisikos um 52 Prozent assoziiert (Hazard-Ratio 0,48). Wurde bei der Berechnung nur die zweite Hälfte des Follow-up berücksichtigt, lag die Hazard-Ratio (HR) bei 0,20.

Wurden schließlich bei der HR-Ermittlung mehrere Parameter herausgerechnet, etwa der BRCA- und der Lymphknoten-Status, die Tumorgröße und das Jahr der Diagnose, war die Reduktion des Sterberisikos bei Betrachtung über beide Dekaden etwas schwächer (HR: 0,52).

Auffallend ist die rein rechnerisch betrachtet starke Reduktion der Brustkrebssterberate während der zweiten Studienhälfte in der Gruppe der Patientinnen mit beidseitiger Mastektomie. Allerdings liegen dieser Berechnung nur Angaben von 20 in dieser Zeit gestorbenen Patientinnen zugrunde, wie die Wissenschaftler zu bedenken geben.

Auch wenn es sich nur um die Ergebnisse einer kleinen Studie handelt, stellen Metcalfe und ihre Kollegen folgendes Rechenexempel an: Von 100 Frauen mit Brustkrebs im Frühstadium, denen beide Brüste entfernt werden, sind nach 20 Jahren noch 87 am Leben, und wenn nur eine Brust entfernt wird, sind es nur 66 Frauen.

Aufgrund der Ergebnisse auch ihrer Studie sei es angebracht, BRCA-positiven Frauen im Frühstadium eines Mammakarzinoms eine bilaterale Mastektomie anzubieten. Allerdings müssten die neuen Studienergebnisse unbedingt in weiteren, größeren Studien bestätigt werden. (ple)

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